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Ferdy Kübler Seite 4

Zehn Jahre, bis zu seinem Rücktritt 1957, bleibt Kübler Tebag treu, und er ist dabei so glücklich, dass er es gar nie wagt, um eine Lohnerhöhung zu bitten. Weit bessere Angebote von andern Rennställen, schlägt er aus. Er verdient auch in seinem letzten Jahr noch 500 Franken im Monat. Dafür tut Dietsche alles für seinen Schützling. Er handelt die Verträge mit den Veranstaltern für ihn aus, betreut ihn so gut es geht in den Rennen. Sein grösstes Problem ist meist: Wie kann ich Ferdy bremsen. Er beauftragt die Helfer, ihn zurückzubinden und bezahlt ihm die Siegprämie als Lohn dafür, dass er in einem unwichtigen Rennen auch einmal im hinteren Drittel mitgondelt.

«50 Prozent sind die Beine, 50 Prozent ist der Kopf», lautet Dietsches Devise. Bei den Beinen kann er Kübler nicht helfen.

Für Kübler beginnt bei Tebag die grosse Zeit. Er gewinnt die Tour de Romandie trotz eines schweren Sturzes auf dem Weg nach La Brévine – er lag während fünf Minuten halb bewusstlos am Boden – und gewinnt die Tour de Suisse. Dass der vorerst einmal auf sechs Monate laufende Vertrag verlängert wird, ist klar. Doch bei der Tour de France, bei der er zu den Favoriten gehört, spielen ihm Nerven und Temperament einen Streich. Als die Tour am 24. Juli zu Ende geht, sitzt er – nach seiner Aufgabe in den Alpen – zu Hause und feiert seinen 30. Geburtstag.

Es ist ein Alter, in dem ein Sportler seinen Zenit überschritten hat. Für Kübler geht es erst los. Was in den nächsten sieben Jahren passiert ist

Legende: 1950 gewinnt Kübler die Tour de France, 1951 wird er in Varese Weltmeister, nachdem er zuvor in der Tour de Suisse das grösste Duell der Schweizer Radsportgeschichte gewonnen hat. Die Etappe vom Tessin nach Davos war der Höhepunkt im Duell der beiden ungleichen «K», Kübler und Koblet, die das Land, wie Bartali und Coppi in Italien, in zwei Lager spaltete. Kübler, der Kämpfer, schlug Koblet, den «Pédaleur de Charme», der seit 1948 für Küblers ehemaliges Team von Cilo fährt. Koblet hatte Tebag verlassen, weil Dietsche ihm den Besitz eines Autos verbieten wollte (was Kübler ohne Murren akzeptierte), denn Dietsche war der Meinung, Rennfahrer sitzen auf dem Velo, nicht im Auto...

Kübler gewinnt in den Jahren danach zweimal die beiden Rennen des Ardennen-Wochenendes (Flèche Wallonne am Samstag, Lüttich- Bastogne-Lüttich am Sonntag) und er gewinnt dreimal die bedeutende Jahreswertung des Challenge Desgranges Colombo (ein Weltcup, bei dem auch die Rundfahrten mitzählten).

Kübler ist 35, als ihm 1954 noch einmal eine grosse Tour de France gelingt. Der Veteran startet als Helfer von Hugo Koblet, dem Tour-de- Suisse-Sieger, und erst als der Leader des Schweizer Teams aufgibt, kann Kübler seine eigene Chance wahrnehmen. In Paris trifft er als Zweiter hinter Louison Bobet ein und trägt das Grüne Trikot des Punktesiegers. Den Ehrenpreis, eine schwere Bronzetafel, behält er nicht für sich. Auf die Rückseite lässt er die Worte «Meinem lieben Fritz Dietsche in dankbarer Anerkennung» eingravieren und überreicht sie dem Tebag-Chef.

1955
1 Etappe der Tour de Suisse

1956
Mailand-Turin

Kuebler Bordeaux-Paris

Bordeaux-Paris 1953 (582 km):
Sieger Ferdy Kübler zwischen Daniel Dusset (links) und dem Derny- Schrittmacher Fernando Wambst (rechts)

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